Samstag, Dezember 08, 2007

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Ich habe auf den XP-Days in Karlsruhe einen Vortrag über Einfachheit in Softwareprojekten gehalten, den ich hoffentlich bald als Screencast online stellen kann.
In dem Vortrag ich von einem Experiment berichtet, dass von Bavelas an der Stanford-Universität durchgeführt wurde. Man hat Propanden mit Bildern von Gewebezellen konfrontiert. Sie sollten ohne medizinische Vorkenntnisse diagnostizieren, ob die Zellen gesund oder krank sind. Sie bekamen als Feedback dann jeweils, ob sie richtig oder falsch gelegen haben. Aus dem Feedback entwickelten sie ein Modell darüber, woran man krankhafte Gewebezellen erkennt.
Allerdings hat man nur der einen Gruppe korrektes Feedback gegeben. Die andere Gruppe hat zufälliges Feedback erhalten.
Schließlich hat man Paare mit jeweils einem Vertreter jeder Gruppe gebildet, die dann gemeinsam Gewebezellen diagnostizieren sollten. Und dabei setzte sich meistens die Person durch, der man das zufällige Feedback gegeben hatte.
Begründung: Diese Person hat sich auf Basis des zufälligen Feedbacks ein sehr kompliziertes (aber falsches) Modell darüber gemacht, woran man krankhafte Zellen erkennt. Die Person mit dem korrekten und einfachen Modell war begeistert von der Detailtiefe des komplizierten Modells ("da habe ich selbst wohl etwas übersehen") und ist daher der meist falschen Einschätzung seines Partners gefolgt.
Und dieses Phänomen findet sich auch ständig in der Softwareprojekten. Es ist so verführerisch den komplizierten Architekturen, Technologien und Vorgehensmodellen zu folgen. Ich glaube jedoch, dass das meistens der falsche Weg ist: Komplizierte Lösungen sind auch dann falsch, wenn sie richtig sind.

Eine genauere Beschreibung des Experimentes findet sich in "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" von Paul Watzlawick im Kapitel ("Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?"). Der Text findet sich unter der gleichen Überschrift auch Online auf Seite 20ff.

Post bewerten

Keine Kommentare: