Es ist schon etwas her, dass
Jens Coldewey und
Bernd Schiffer von ihren Eindrücken des dritten deutschsprachigen Scrum-Meetings berichtet haben. Beide hatten das Gefühl, dass es zwischen Scrummern und XPlern nicht immer nur harmonisch zugeht.
Grund genug, einmal in mich zu gehen und zu gucken, wie ich zu der Frage "Scrum oder XP" stehe. Zunächst ist klar, dass ich mit XP "groß" geworden bin. Lange Zeit habe ich Scrum nur am Rande wahrgenommen - "ist in XP sowieso alles mit drin". Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeiten hat Scrum dann aber einen immer größeren Anteil eingenommen. Und das liegt nicht nur daran, dass Scrum heute deutlich weiter verbreitet ist als XP und daher stärker nachgefragt wird.
Ich schätze an Scrum:
- die Einfachheit und Stringenz: Scrum kann man leichter lehren und einführen als XP
- den expliziten Fokus auf Eigenverantwortlichkeit des Teams (klar, das ist in XP auch so gemeint, aber nicht so explizit herausgearbeitet)
- die Scrum-Master-Rolle, um die Selbstorganisation des Teams zu unterstützen
Trotzdem nutze ich persönlich sehr gerne XP. Schließlich kümmert sich Scrum "nur" um das Management der Entwicklung und nicht um die Entwicklung selbst. Um dauerhaft mit agiler Vorgehensweise erfolgreich zu sein, brauche ich passende Entwicklungstechniken. XP bietet passende Techniken wie TDD, Refactoring und Pair-Programming - auch wenn das nicht die einzigen Möglichkeiten sind, agil erfolgreich zu sein. Viele Scrum-Coaches setzen auch genau die XP-Techniken ein, wenn der Scrum-Managementrahmen erstmal erfolgreich eingeführt ist.
Also kann man doch gleich nur XP verwenden und Scrum ignorieren? Nein! XP ist verhältnismäßig umfangreich. Kein Team kann XP vollständig von heute auf morgen einführen. Also muss man die XP-Techniken schrittweise einführen. Und da neigen viele Teams dazu, die leicht einzuführenden Techniken vorzuziehen und das sind häufig die Programmiertechniken. Aber was nützt mir TDD und Refactoring, wenn das Projekt weiterhin nach Wasserfall abgewickelt wird? Vielleicht einiges, aber das Projekt ist nicht agil und schon gar nicht XP. Viele Teams haben aber diesen Eindruck. Sie machen ein bisschen TDD, Refactoring und Pair-Programming und halten das für agiles Vorgehen.
Hier findet sich ein entsprechender Projektbericht.
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