Allerdings: Leider kann man nicht jede Verschwendung sofort beseitigen. Mitunter benötigt man die Verschwendung als Zwischenergebnis oder zur Kontrolle seines Projektes. Viele agile Projekte können daher bisher nicht auf die Verwendung "Aufwandsschätzung" verzichten. Das Unternehmen allokiert beispielsweise auf klassische Weise Budgets und muss daher Projektkosten prognostizieren. Oder man hat mit unsäglichen Festpreisverträgen zu tun. Oder man weiß nicht, wie man sonst vernünftig Projektfortschritt messen - also Release Burndown Charts zeichnen - kann. In diesem Sinne wäre es gefährlich, jetzt einfach auf Aufwandsschätzungen zu verzichten.
Allerdings zum Allerdings: Das Ziel bleibt trotzdem bestehen. Nur, weil wir im Moment nicht wissen, wie wir Verschwendung loswerden können, bedeutet es nicht, dass wir die Verschwendung für alle Zeit akzeptieren müssen. Wir müssen stattdessen kontinuierlich an dem Problem arbeiten und uns (häufig schrittweise) einer Lösung nähern.
Ein erster Schritt könnte darin liegen, alle Stories auf dieselbe Größe zu normieren. Das wird im InfoQ-Artikel auch vorgeschlagen, ist bei FDD schon länger gängige Praxis und hat sich auch in unseren Projekten bereits bewährt. Dann muss man nicht mehr schätzen und zusammenrechnen, sondern nur noch zählen.
Und dann kann man sich überlegen, wie man auch noch das Zählen einspart. Diese Einsparung liegt zunächst wahrscheinlich im Bereich von max. 1 Stunde / Woche je Team. Das ist nicht wirklich berauschend. Aber die Einsparung hätte erhebliche - postitive - Seiteneffekte, bzw. Voraussetzungen. Damit man nicht mehr schätzen und zählen muss, muss sich das Unternehmen wandeln weg von Kostenorientierung hin zur Nutzenorientierung. Bei nutzenorientierter Perspektive interessieren mich erstmal die Kosten nicht. Ich priorisiere - möglichst gleich große - Stories nach ihrem Geschäftswert. Wenn mein Bauchgefühl mir sagt, dass die noch übrig gebliebenen Stories weniger Geschäftswert schaffen als mein Team kontinuierlich kostet, ist das Projekt eben zuende. Fertig. So einfach könnte Softwareentwicklung sein und wenn man dem InfoQ-Artikel glauben schenken darf, ist sie das bei einigen Unternehmen auch.
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