Montag, Dezember 22, 2008

Ubuntu für No-Details-Charaktere: Schritt 2

Heute habe ich meinen ersten echten Arbeitstag unter Ubuntu verbracht. Ich habe erstmal mit dem nackt installierten System begonnen und will die benötigten Programme immer erst installieren, wenn ich sie benötige.

E-Mails
Zuerst beginne ich mit der Bearbeitung meiner E-Mails. Das läuft wie zu erwarten ohne Probleme. Google-Mail für Privatkram und der Webmail-Client unter Firefox funktioniert natürlich auch unter Linux - meiner Einbildung nach etwas schneller als unter Windows.

Spesenabrechnung: Excel und Drucken
Dann kommt die Spesenabrechnung. Spesenabrechnung läuft bei uns über Excel. Ich kann von Ubuntu aus einfach auf alle Dokumente zugreifen, die ich auf der Windows-NTFS-Partition liegen habe. Beim Finden des Ordners mit den bereits existierenden Spesen-Excel-Dateien hilft mir der "File Browser". Die dort eingebaute Suchfunktion kommt mir schneller und einfacher vor als das, was Vista so zu bieten hat. Die entsprechenden Excel-Sheets lassen sich inkl. Macros problemlos mit Open-Office öffnen und bearbeiten.
Aber jetzt muss ich die Spesenabrechnung ausdrucken. Wie installiert man unter Linux Druckertreiber und woher bekommt man die? Also beginne ich mit der Suche im Internet. Nebenbei stecke ich schon mal das USB-Druckerkabel ins Notebook. Und noch bevor ich mir ersthaft die Ergebnisse meiner Google-Suche ansehen kann, meldet das System, dass der Treiber für meinen Canon IP4300 installiert wurde und ich jetzt drucken kann. Und das kann ich tatsächlich. Respekt. Unter Windows musste ich die Treiber immer manuell installieren.
Äh, allerdings fehlt unten und oben etwas auf dem Ausdruck. Anscheinend wird beim Drucken nicht berücksichtigt, dass der Drucker nicht das ganze Blatt vollständig bedrucken kann. Aber auch das ist schnell beseitigt. In Open-Office entsprechende Ränder definiert und gut. Zwischendurch ist das Papier im Drucker leer und ich bekomme auf dem Rechner keinen Hinweis, wie ich es unter Windows gewohnt war. Ist das jetzt besser oder schlechter? Keine Ahnung. Der Drucker steht direkt neben meinem Rechner. Ich sehe auch so, dass kein Papier mehr drin ist.

Schulungsorganisation: PDF-Viewer
Jetzt muss ich eine Schulung organisieren. Der Trainer hat die Agenda per PDF geschickt. Muss ich jetzt einen Acrobat Reader installieren? Nö! Es gibt einen "Dokumentenbetrachter". Der zeigt das Dokument einwandfrei an. Nur startet das Ding sehr schnell und braucht nicht die Startzeiten eines halben Betriebssystems wie der Acrobat Reader. Der Rest an dieser Aufgabe ist E-Mail und Wiki - also wieder Firefox als Betriebssystem im Betriebssystem im Einsatz.

Angebot: FTP und Word
Jetzt muss ich ein Angebot erstellen. Dazu hole ich mir ein ähnliches Angebot von unserem Fileserver. Dazu brauche ich Secure-FTP. Hm, im Ubuntu-Menü kann ich nichts finden. Muss ich jetzt was im Internet suchen? Ich tippe einfach mal in den "File Browser" in die Adresszeile die URL mit sftp voran. Und schon bin ich drin. Alles ist nahtlos in den "File Browser" integriert. Ich kann die Dokumente sogar direkt mit Doppelclick vom Server aus öffnen und bearbeiten, ohne dass ich die Dateien nach dem Bearbeiten wieder manuell auf den Server schieben muss. Fast schon ein wenig unheimlich...
Das Angebot ist in Word geschrieben. Wieder erledigt Open-Office den Job einwandfrei. Natürlich schicke ich dem Kunden das Angebot nicht als Word-Dokument. Er bekommt ein PDF. Dazu muss ich nicht den Umweg über Free-PDF gehen, dass sich unter Windows als Drucker tarnt. Ich kann direkt aus Open-Office das PDF-Dokument erstellen. Das geht schneller und einfacher als mit FreePDF unter Windows.

Konferenz-Präsentation: Power-Point
Jetzt muss ich noch meinen Folien für die OOP 2009 den letzten Schliff geben und die Notizen ausdrucken. Doppelclick auf die Power-Point-Präsentation öffnet mal wieder Open-Office. Auf einigen Folien scheint mir der eine oder andere Text um ein paar Pixel verschoben zu sein. Das schadet aber nicht weiter. Ansonsten werden alle Folien korrekt angezeigt und auch die Hyperlinks zwischen einzelnen Folien sind noch intakt. Also drucke ich schnell die Notizen und beende auch diesen Arbeitsschritt ohne große Zwischenfälle.

Inzwischen habe ich ziemlich viele Fenster geöffnet. Die virtuellen Desktops schaffen aber schnell wieder Übersicht.

Aufwandsschätzung: Word und diesmal FTP mit Umlauten
Als nächstes soll ich mir ein Fachkonzept ansehen und eine Hausnummer für den Realisierungsaufwand nennen. Die Dokumente hat ein Kollege auf unseren Fileserver geladen. Mit dem "File Browser" komme ich da ja ohne Probleme dran. Naja fast. Einige Dateinamen enthalten Umlaute. Die werden bei mir nicht korrekt dargestellt und die Dateien lassen sich mit diesem Namen auch nicht vom Server auf meinen Rechner kopieren. Ich kann mir für den Moment damit behelfen, dass ich die Dateien zuerst mit dem "File Browser" auf dem Server umbenenne und dann kopiere. Das Problem mit den Umlauten hatte ich schon mal bei einem Kollegen gesehen, der einen Mac verwendet. Das legt den Verdacht nahe, dass nicht Ubuntu das Problem ist, sondern die Windows-Rechner die Dateien eigenartig anlegen. Diese These wird auch dadurch gestützt, dass der Server ebenfalls ein Linux-Rechner ist. Und Linux-Rechner untereinander sollten sich ja verstehen. Ich frage mal bei den Admins nach.

Abschluss für heute
Und zu guter letzt habe ich dann diesen Blogeintrag geschrieben - mit Firefox unter Ubuntu. Natürlich auch kein Problem.

Fazit: Mein erster kompletter Arbeitstag unter Ubuntu war erfolgreich. Natürlich kann man das alles (virtuelle Desktiops, in den Explorer integriertes FTP, schnellen PDF-Viewer etc.) auch unter Windows haben, aber man muss Unmengen Zeug installieren und konfigurieren. Und persönlich habe ich das Gefühl, dass dieses ganze Installieren von Hilfstools mitverantwortlich dafür ist, dass bei mir jede Windows-Installation nach 1,5 bis 2 Jahren lähmend langsam wird. Aber natürlich kann ich jetzt noch nicht behaupten, dass sowas unter Ubuntu nicht passiert - nach nur einem Tag.

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1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich bin auch Anfang des Jahres auf Ubuntu umgestiegen und bislang sehe ich keinen Grund, dieses je rückgängig zu machen. Zum einen funktioniert die von dir genannte Grundausstattung an Software stabil und schnell, zum anderen gibt es viele Tools ausschließlich unter Linux, die die Softwareentwicklung produktiver gestalten. Diese lassen sich auch einfacher installieren und wieder entfernen. Das zum großen Ganzen, Details auf Nachfrage ;)